Die Stadt Granada im Süden Spaniens ist wegen seines reichen architektonischen Erbes berühmt. Unter den bekanntesten Werken zählen die Alhambra und der Palacio de Generalife. An dessen Seite stehen auch zeitgenössische Bauwerke wie das Projekt aus dem Jahr 2001 des Architekten Alberto Campo Baeza für Caja Granada Saving Banks.
Das Projekt für die Caja Granada ist ein Werk der Präzision, eine komplexe Struktur, die auf den ersten Blick minimal erscheint und typisch für den Stil des Understatement von Campo Baeza ist. Der architektonische Körper des Projekts umfasst einen Kubus, der auf der Spitze eines riesigen, künstlichen Sockels sitzt, wie eine Skulptur auf einem Ausstellungspodest. Seine klaren Linien und das Regal-Motiv aus Beton strahlen wenig von der typischen Wärme der Architektur des Süden Spaniens aus. Es ist eine fremdartige Konstruktion, die sich gegen die Außenwelt abschirmt, eine rationale Architektur mit einer menschlichen Note, die anhand von Asymmetrien und Unregelmäßigkeiten im Inneren zum Ausdruck kommen.
Auch im Inneren wird dieses Rastermotiv fortgesetzt und zeigt sich in der Aufteilung der Bereiche. Die Nischen scheinen aus einem einzigen Betonblock gehauen zu sein, eine charakteristische Urform des Gebäudes. Im Inneren öffnet sich eine große Halle in der Mitte des Bauwerks, in die Sonnenlicht durch verschiedene Deckenfenster flutet. Das Herzstück des Projekts ist der Boden, der die Bühne dieser „Grotte“ zu sein scheint und die Bewegung der strukturellen Elemente, nämlich die starken Linien der Dachträger, die vier enormen Zementsäulen, die undurchdringbaren Steinwände vereint.
Die Wände aus Zement und Alabaster tragen mit ihren neutralfarbenen Wänden, mit denen der Unterschied von Innen und Außen aufgehoben wird, an der Illusion eines aus Stein gehauenen Bauwerks bei. Aberdie Gleichmäßigkeit des Materials in diesem Raum ist durch Lichtquellen und Lichtspiele starken Variationen unterworfen.
In den dämmrigen Stunden des Tages erinnern die schwach beleuchteten halbtransparenten Alabasterwände an die Marmorplatten aus der Beinecke Library in Bunshaft. Wenn das Licht direkt einfällt, verändert die Wärme der Sonne die Halle und lässt sie an die Schönheit einer düsteren europäischen Kathedrale erinnern, die nur durch die Fenster erhellt wird.
Wie in den großen Kathedralen der europäischen Hauptstädte kommt sich auch hier, vor dieser monumentalen, architektonischen Größe, der Besucher klein und unwichtig vor.
Campo Baeza wollte mit diesem Projekt nicht an Kirchen und historischen Palästen von Granada anknüpfen, sondern er wollte Studien zum Licht, zum Material und zur Struktur miteinander verbinden. Er nahm die Sensibilität der europäischen Architektur auf, um eine Architektur mit gotischer Prägung aber moderner Ästhetik zu schaffen.